Dieses Jahr bin ich spät dran mit einem Post zu Weihnachten – zu spät für die Adventszeit. Mir ist irgendwie nichts Richtiges eingefallen. Außerdem war es natürlich, wie jedes Jahr im Dezember besonders hektisch, weil alles Mögliche vermeintlich noch dieses Jahr erledigt werden musste. Und faktisch war das Jahr am vergangenen Freitag, 22. Dezember, ja vorbei, weil man danach keine Mitarbeitenden mehr zur Verfügung hat und auch niemanden mehr erreicht. Gerade in dieser Situation und aus der Erfahrung einiger Schicksalsschläge in meinem persönlichen Umfeld ist mir jetzt doch noch ein aus meiner Sicht passendes Thema eingefallen, zu dem ich meine Gedanken nunmehr am Vormittag des Heiligen Abends noch ins Netz stellen möchte.
Gerade in einer schnelllebigen Zeit, in der ständig viele Anforderungen auf uns einprasseln, kann es schnell mal passieren, dass mehr von uns erwartet wird oder wir auch in einer Fehleinschätzung des entstehenden Aufwandes und der zur Verfügung stehenden Ressourcen selbst mehr zugesagt haben, als wir tatsächlich schaffen können. In dieser Situation können wir entweder verzweifeln mit der Folge, dass wir gar nichts mehr erledigt bekommen und uns dabei schlecht fühlen. Oder wir können uns die Aufgaben ansehen und bewusst entscheiden, welche wir jetzt liegen lassen, um zumindest die übrigen erledigen zu können. Wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, ist die Gefahr dabei groß, dass man die bedient, die am lautesten schreien und am meisten drängeln und die stillen Freundlichen, die nie etwas sagen und für alles Verständnis haben, das Nachsehen haben. Deswegen ist es wichtig, klare Prioritäten zu setzen.
Damit sind natürlich zunächst fachliche Prioritäten gemeint: In unserem Fall also die Frage, wo dem Mandanten jetzt wirklich Schaden droht, wenn die Sache nicht bearbeitet wird und wo nur der Mandant vielleicht etwas lautstärker zum Ausdruck bringt als andere, dass der wichtigste und dringendste Fall der Welt natürlich sein eigener ist, weil es ja gar nicht anders sein kann.
Es sind aber auch persönliche Prioritäten gemeint: Wann sind Familie oder Freunde wichtiger als die Arbeit – wann aber eben auch nicht? Vielleicht muss man eine wirklich wichtige und dringende Aufgabe fertigmachen, bevor man einer Freundin in Not zur Hilfe eilen kann – aber eine weniger wichtige Aufgabe sollte vielleicht eben doch mal warten, weil die Freundin einen JETZT braucht und nicht erst dann, wenn alles andere erledigt ist – was sowieso nie der Fall sein wird.
Um solche Entscheidungen treffen zu können, ist es erforderlich, sich über seine eigenen Werte und die daraus folgen Prioritäten völlig im Klaren zu sein. Eine Klarheit, die im hektischen Alltag manchmal verloren geht. Und die dann dazu führt, falsche Prioritäten zu setzen und damit einhergehend auch möglicherweise falsche Signale auszusenden, die dazu führen können, dass vielleicht gerade der, der uns am Dringendsten braucht, sich nicht mehr traut nach uns zu rufen.
Ich schließe mich ganz bewusst nicht den Standardfloskeln an, dass man sich zu Weihnachten doch nicht nur um den Beruf, sondern auch um die Menschen kümmern und mal zur Ruhe kommen soll – zumal gerade der Vorweihnachtsstress jedes Jahr solche frommen Wünsche ad absurdum führt. Meine Empfehlung ist, die Zeit zwischen den Jahren zu nutzen, um für sich selbst zu reflektieren, was und auch wer einem individuell wirklich wichtig ist. Damit gerade dann, wenn es auch im kommenden Jahr wieder hektisch und vermeintlich zu viel wird, Sie eine klare und sichere Entscheidung treffen können, was sie jetzt erledigen können und wollen und was liegenbleiben darf und muss.
Die Partner und Mitarbeitenden unserer Kanzlei wünschen Ihnen von Herzen Frohe Weihnachten und einen guten Start in ein erfolgreiches Jahr 2024.
Auch wir nutzen die Zeit zwischen den Jahren zur Reflektion, deswegen ist unsere Kanzlei vom 27. bis 29. Dezember 2023 geschlossen. Ab dem 02.01.2024 sind wir dann gerne wieder für Sie da.
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